Klasse 11

Europäischer Barockstar im Klassenzimmer

Wie ein Historiker Schüler für Ernst Christian Hesse begeisterte

 

Wie klingt barocke Hofmusik? Musiklehrer Matthias Schwarzkopf eröffnete die Musikstunde mit einem musikalischen Thema aus dem „Concerto B-Dur á 3 – Sonata. Adagio“. Das Musikstück aus der Feder von Ernst Christian Hesse war selbst für Peter-Jürgen Klippstein -

Ortschronist mit zahlreichen Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte Großengotterns und Publikationen in genealogischen Zeitschriften – Neuland!



Gotterscher Gambenspieler von europäischem Rang 

Wie lebendig Musikgeschichte sein kann, zeigte sich eindrucksvoll beim Besuch des Ortschronisten Peter-Jürgen Klippsteins am Freitag, den 29. August 2025, im Musikunterricht des 11er Grundkurs Musik am Gymnasium Großengottern. Der aus Großengottern stammende Historiker, referierte über das Leben des Barockmusikers. Er skizzierte Hesses Weg von Großengottern in die „Welt“. Peter-Jürgen Klippstein zeigt die Familiengeschichte des Komponisten Ernst Christian Hesse (1676 - 1762) und führt in die Genealogie der Familie Hesse ein. Als zentrale Figur erweist sich hier Jonae Hesse (um 1600/1670). Stammvater mehrerer Hesse-Linien in Großengottern.

In Darmstadt wirkte Ernst Christian Hesse als Komponist, Kammervirtuose, Kapellmeister und als Leiter der Kriegskanzlei. Seine weitere musikalische Ausbildung erhielt er unter anderem bei den renommierten Gambisten Marin Marais (1656 - 1728) und Antoine Forqueray (1671 – 1745) in Paris. Eine Anekdote aus dieser Zeit erzählt, wie Hesse gleichzeitig bei beiden rivalisierenden Gambenlehrern studierte und durch sein meisterhaftes Können eine Versöhnung zwischen ihnen bewirkte.

Besonders beeindruckt zeigten sich die Schüler*innen von der Verbindung Hesses zu berühmten Zeitgenossen. So war er mit Georg Friedrich Händel befreundet und lernte Antonio Vivaldi während einer Italienreise kennen.

Durch persönliche Recherchen und originales Quellenmaterial gelang es dem Erfurter Historiker Einblicke in die Lebenswelt E. C. Hesses zu geben und die Verbindung von Musik und Politik herauszuarbeiten.

„Solche Begegnungen machen Musikgeschichte greifbar“ erklärt Musik- und Geschichtslehrer Matthias Schwarzkopf.

 

„Hesse Renaissance 2026“ einläuten

 

Ernst Christian Hesse, der in Großengottern geboren wurde und hier seine erste musikalische Ausbildung erhielt, wirkte weit über seinen Geburtsort hinaus. Er war ein gefragter Gambist im Europa des 18. Jahrhunderts. Einst Künstler von europäischem Rang, der heute größtenteils in Vergessenheit geraten ist! Anlässlich des bevorstehenden 350. Geburtstages im Jahr 2026 möchte Musik- und Geschichtslehrer Matthias Schwarzkopf an seine Bedeutung erinnern. „Sein künstlerisches Wirken verdient heute mehr Beachtung“ so Musiklehrer Matthias Schwarzkopf.

 

Außerschulischer Experte bereichert Schulalltag

 

Vor diesem Hintergrund ist der Gastvortrag von Peter-Jürgen Klippstein ein Gewinn für den modernen fächerübergreifenden Musikunterricht. Er verwandelte die Doppelstunde Musik in eine Zeitreise. „Was macht Hesse heute interessant?“ Mit dieser Fragestellung entließ Peter-Jürgen Klippstein die Gymnasiasten ins Wochenende. Weitere Kooperationen im Rahmen der „Hesse Renaissance 2026“ sind intendiert, um den Schülern vielfältige Perspektiven auf Musik und Geschichte zu eröffnen.

 

Text/ Fotos: Matthias Schwarzkopf (Studienrat für Musik & Geschichte am Gymnasium Großengottern)